Inzwischen ist es allseits bekannt: Die Mobilfunkbetreiber in unseren europäischen Nachbarländern haben ihre Roaming-Gebühren innerhalb der Europäischen Union stark gesenkt.
Im Klartext heisst das, dass ein EU-Bürger von jedem EU-Land aus mit seinem Handy-Abo billiger telefonieren und simsen kann. Aber es kommt noch besser: Ab Mitte 2017 werden die Roaming-Gebühren in der EU sogar mehr oder minder ganz abgeschafft!
Diese Entscheidung ist eine sehr gute Nachricht für die Einwohner unserer Nachbarländer. Wie Sie richtig vermuten, entstehen den Mobilfunkanbietern in der EU hierdurch grosse Einkommenseinbussen. Und natürlich stammt diese Idee nicht von ihnen. Doch die EU hat von höchster Instanz aus Druck auf die Provider ausgeübt, damit sie ihre Tarife senken: Die Provider hatten also gar keine andere Wahl…
Die EU hat ziemlich zugeschlagen: Die neue Regelung verpflichtet die Mobilfunkanbieter dazu, ihre Preise für Anrufe und Surfen circa viermal billiger und SMS dreimal billiger zu machen: Zum nationalen Tarif ist ein Aufschlag von höchstens 5 Cents pro Minute für abgehende Anrufe, 2 Cents pro SMS sowie 5 Cents pro Megabyte Datenvolumen bei mobiler Datennutzung gestattet (jeweils zzgl. MWST).
Hierbei handelt es sich nur um einen ersten Schritt, denn wie schon eingangs erwähnt, werden ab dem 15. Juni 2017 die Roaming-Gebühren dann weitgehend ganz abgeschafft! Die Verbraucher werden also innerhalb der EU denselben Preis bezahlen, ganz gleich, in welches EU-Land sie sich begeben. Dieses Abkommen schlossen die verschiedenen europäischen Einrichtungen im Sommer 2015 ab. Um diesem Verdienstausfall zuvorzukommen, haben manche Anbieter ihre Angebote schon geändert und bieten europäische Länder in ihren Flatrates mit an.
Wer ist betroffen?
Der Europäische Wirtschaftsraum (EWR), der die 28 Mitgliedsstaaten der EU sowie die drei EFTA-Länder Island, Liechtenstein, Norwegen umfasst.
Und was ist mit der Schweiz?
Die finanziellen Einbussen der Anbieter in der EU wirken sich ebenfalls auf die Gesprächstarife von Nicht-EU-Ländern aus, also auch die Schweiz.
Wie oben erläutert, betreffen diese restriktiven Massnahmen nur die EU-Mitgliedsstaaten: Die Anbieter in den restlichen Ländern der Welt können die Roaming-Gebühren anwenden, die sie möchten. Da die Anbieter nichts mehr durch das Roaming innerhalb von EU-Ländern verdienen können, schlägt sich das in den Festnetz- und Mobiltarifen für Anrufe aus Nicht-EU-Ländern in EU-Länder nieder.
Deshalb wird es immer teurer für Schweizer Konsumenten werden, von der Schweiz aus ein EU-Land anzurufen. Das gilt für Anrufe ins europäische Fest- und Mobilnetz.
Diese Neuerungen betreffen insbesondere SmartPhone-Kunden, die Business Numbers betreiben: 800-er Gratisnummern, Nummern mit geteilten Kosten 084x oder Mehrwertdienstnummern 0900 – 0901 – 0906. Die Routing-Gebühren zwischen der gebührenpflichtigen Nummer und der Zielnummer, wenn diese im Ausland ist, werden daher teurer.
Wir haben den Anstieg der verschiedenen Routing-Gebühren noch nicht an die Kunden weitergegeben und tragen im Moment diese Kosten allein. Da der Verkauf unter Selbstkosten verboten ist, werden wir jedoch gezwungen ein, unsere Routing-Tarife anzupassen, falls sich dieses Phänomen noch verstärken sollte.
Warum nicht auch in der Schweiz?
Die Abschaffung von Roaming-Gebühren in der Schweiz steht nicht auf der Tagesordnung.
Der Bundesrat hatte dies zwar vorgeschlagen, um eine Kostenexplosion für Anrufe im Ausland zu vermeiden. Doch bei den betroffenen Milieus kam die vorgesehene Revision des Fernmeldegesetzes schlecht an.
Natürlich unterstützt die Westschweizer Konsumentenschutzvereinigung FRC dieses Vorhaben und ist sogar der Ansicht, dass es nicht weit genug geht.
Am Beispiel unserer europäischen Nachbarn wird es sich sehr schnell zeigen, welche Vorteile diese Änderungen haben werden, aber vor allem auch, wie sie sich auswirken werden. So können die Bundesbehörden das Für und Wider abwägen, bevor sie sich endgültig dafür oder dagegen entscheiden werden.
Ehrlich gesagt sind wir eher skeptisch, dass solche Massnahmen auch in der Schweiz ergriffen werden. Immerhin ist der Bund mit 51 % der Hauptaktionär von Swisscom. Warum sollte er auf so eine lukrative Einnahmequelle verzichten? Das wäre natürlich zum Schaden der Schweizer Verbraucher, die weiterhin hohe Roaming-Gebühren berappen müssten, wenn sie ihr Handy für Anrufe im Ausland und ausserhalb der Schweiz benutzen – und selbstverständlich auch beim Surfen.2